Lexikon Das große Nikolaus-Lexikon – zum Nachschlagen bei Fragen rund um den Bischof von Myra.

Diese Kunstfigur ist eine Erfindung Martin Luthers, der - nach protestantischem Heiligenverständnis - die Heiligen abschaffte und damit auch den hl. Nikolaus in seiner Funktion als Gabenbringer. Der Kinderbeschenktag wurde auf Weihnachten verlegt und das „Christkind” zum Gabenbringer. Ob damit tatsächlich der Neugeborene zum heimlichen Gabenbringer werden sollte, ist fraglich. Zeitgenössische Abbildungen zeigen immer ein (eher weibliches als männliches) Kind von 10 bis 15 Jahren, das meist mit Engelsflügeln ausgestattet ist. Das Mysterium, wer oder was das Christkind nun eigentlich sei, ist nie aufgeklärt worden. Wie der frühe Nikolaus, der seine Geschenke heimlich und bei Nacht brachte, handelt auch das Christkind. Öffentlich inszenierte Auftritte sind eher selten. Heute ist das Christkind in evangelischen Kreisen weitgehend durch den Weihnachtsmann abgelöst. Das Christkind dagegen ist zum Gabenbringer in katholischen Familien geworden. In der Umgangssprache hat das „Christkind” gegensätzliche Bedeutung angenommen. „Das ist ein rechtes Christkind” bedeutet: Es ist ein Feigling, jemand ist zu nichts zu gebrauchen, dumm und ungeschickt. Ähnlich zu verstehen sind Redewendungen wie „Sei doch kei Christkindle!”, wenn sich einer als vermeintlich weich oder empfindlich zeigt, oder: „Eine Stimme wie ein Christkind haben”, d.h. eine schwache, leise Stimme. Vielleicht ist diese Wertung von einem kleinen Kind, vielleicht dem hilflosen neugeborenen Christkind übernommen. Schon ironisch heißt es im Schwäbischen: „Des ischt a reachts Chrischtkendle”, d.h. jemand ist überempfindlich. Im Moselfränkischen wird die Wertung eindeutig negativ: „Das ist ein Christkind” betrifft einen, der in seinem starken Rausch Ungehörigkeiten verübt. Als (echtes) „Christkind” wurden aber auch die bezeichnet, die am 25. Dezember Geburtstag haben. „Christkind” oder - im Diminutiv - „Christkindle” bezeichnet im im Schwäbischen und Alemannischen auch einen Brauch: Eine verkleidete weibliche Person, meist ein weiß gekleidetes Mädchen mit einem dichten Schleier, geht am Weihnachtsabend in die Häuser und bringt Geschenke.