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Narrenbrauchtum und heiliger Nikolaus

Mit dem Nikolausbrauchtum ist das Narrenbrauchtum mehrfach verknüpft. Nicht nur das auf den Nikolaustermin gewanderte „ludus episcopi puerorum” hat narrenhafte Züge, sondern in den dazu gehörigen Umzügen tauchen seit jeher mit Larven und Masken angetane Kinder als Teufel verkleidet auf. Auch im Einkehrbrauch des heiligen Nikolaus mitziehende Teufel und Dämonen und die Teufel in den alpenländischen Nikolausbräuchen mit ihren Masken, Larven, die Lärm erzeugen und tanzen, verweisen auf Narrenbrauchtum. Aber das Narrenbrauchtum hat nicht nur Einzug in das Nikolausbrauchtum gefunden; auch umgekehrt findet sich Nikolausbrauchtum im Karneval. Der Fasenickel ist hier zu nennen.

Narrenkappe

Die alte Kopfbedeckung der kahlgeschorenen Schalknarren war die Narrenkappe (auch: Gugel von lat. cucullus), eine runde Mütze mit Eselsohren und Hahnenkamm, der in Form eines gezackten roten Tuchstreifens von der Stirn bis zum Nacken reichte. Diese Narrenkappe war auch Bestandteil der Bekleidung des Till Eulenspiegel. Als nach der Säkularisation der Karneval neu belebt wurde, folgerte das 19. Jahrhundert aus dem alten Sprichwort: „Gleiche Brüder, gleiche Kappen” für die Narrenkappe: „Gleiche Narren, gleiche Kappen” und unifomierte die Narren mit einer Narrenkappe. („Jedem Narren seine Kappe” meint dagegen: Jeder so, wie es ihm beliebt!). Die Ehre, die moderne Narrenkappe eingeführt zu haben, besitzt kein Alemanne, Bayer oder gar Rheinländer, sondern - man höre und staune - ein Preuße. Generalmajor Baron von Czettritz und Neuhaus hat 1827 die Einführung dieses Kappe in Köln vorgeschlagen. Diese Kappen haben nicht mehr die Gugel zum Vorbild, sondern die Jakobinermütze, die wiederum die phrygische Mütze imitierte. Markant für die ersten „modernen” Narrenkappen wie für die gegenwärtigen ist die - wenigstens an einer Stelle - nach vor gebogene Spitze, wie sie eben für die phrygische Mütze typisch ist. Die „Verzierung” mit langen Fasanenschwanzfedern, mit bunten Steinen etc. symbolisiert die lächerliche Eitelkeit des Narren. Man kann sich oft des Eindrucks nicht erwehren, dass einzelne Kappenträger vergessen haben, dass ihre Kopfbedeckung die Eitelkeit lächerlich machen, nicht aber erneut vorführen soll.

Natalis S. Nicolai > Nikolaus-Fest

Nickel > Nikolaos

Nicki > Nikolaos

Niclastag > Nikolaus-Fest

Nicolai hiemals > Nikolaus-Fest

Nicolas > Nikolaos

Niels > Nikolaos

Nielsdag > Nikolaus-Fest

Nikelos > Nikolaos

Niki > Nikolaos

Niklas > Nikolaos

Niklo > Nikolaos

Nikolai > Nikolaos

Nikolaos

„Nikos” bedeutet im Griechischen „Sieg”, „Laos” das „Volk”. „Nikolaos” bedeutet somit „Sieger des Volkes”. Wenn Nikolaus eine Ehrenbezeichnung des Heiligen ist, also nicht sein ursprünglicher Eigenname, dann könnte Nikolaus den meinen, der das Böse besiegt und dem Volk gezeigt hat, wie das Gute siegreich bleibt. Der Name Nikolaos kommt in zahlreichen Varianten vor: Aschenklas (Westfalen); Busseklas, Boklaus (Braunschweig); Fasenickel; Hatscha; Helije Mann (Kölner Bereich); HelNiklos (Franken); Herrscheklaus (Rhön); Hirscha; Hutscheklas; Klaas; Klas; Klasbur; Klasen; Klaubauf; Klaus; Klausi; Klawes (Hannover); Klos (Schwaben); Kräst; Krast; Kristman; Nickel; Nicki; Niels, Nikelos; Niki; Niklo, Nikolo (Bayern, Österreich); Nikolai; Nikolaos (Griechenland); Nikolaus, Nikelos (Mittel- und Oberrhein); Noel Baba (Türkei); Pelznickel (Bergisches Land, evgl.); Ruhklas (Mecklenburg); Sankt Niklas (Oberschwaben); Saint Nicolas (Frankreich); Kris Kringle (Nordamerika), Class, Sinta Class, Santa Claus (Nordamerika, England); Santiklaus, Santi Klaus (Schwaben); Sin; Sintaklas, Sinte Klaas, Sinterklaas (niederl.); Strohmichel; Sinterklasen (Ameland); Sünnerklas (Ostfriesland); Zinterklos (Nördl. Rheinland); Pelzmichel; Strohmichel. Als weiblicher Name leitet sich im Deutschen Ni[c]kola wahrscheinlich von der frz. Nicole ab. Berühmte Namensträger sind: Nikolaus von Flüe (1417 - 1487), Familienvater, Mystiker, Heiliger; Nikolaus von Kues (1401 - 1464), Kanonist, Mathematiker, Philosoph, Theologe, Bischof, Kardinal; Nikolaus I. (1825 - 1855), Zar von Rußland; Nikolaus II. (1868 - 1918), Zar von Rußland, ermordet von den Bolschewiken; Nikolaos Studites (793 - 868), Abt und Heiliger; Nikolaus von Tolentino (1245 - 1305), Asket, Wundertäter, Heiliger. Fünf Päpste (und ein Gegenpapst) haben den Namen des heiligen Nikolaus zu ihrem Regierungsnamen gewählt: Nikolaus I. (24.4.858 - 13.11.867), Nikolaus II. (6.[?]12.1058 - 19./27.7.1061), Nikolaus III. (25.11.1277 - 22.8.1280), Nikolaus IV. (22.2.1288 - 4.4.1292), Nikolaus V. (= Gegenpapst) (12.5.1328 - 25.8.1330), Nikolaus V. (6.3.1447 - 24.3.1455).

Nikolaus - Patron, Patronate

Nikolaus ist Schutzherr von Russland und Lothringen, in der Schweiz Patron der Diözese Lausanne/Genève/Fribourg, vor allen Dingen Schutzherr der Hanse und der Städte Amsterdam, Ancona, Bari, Fribourg, Meran und New York. Der Heilige ist Namensgeber zahlreicher Städte auf allen Kontinenten. Die Zahl der Nikolaus-Patronate über Kirchen und Altäre wird für Deutschland im Mittelalter auf 4.000 bis 5.000 geschätzt. Heute sind im Erzbistum Köln noch 16 von 811 Pfarrkirchen dem heiligen Nikolaus als Hauptpatron geweiht, etwa 2 Prozent. Zahlreiche Personengruppen haben sich den Heiligen zum Patron erwählt: die Kinder und Schüler, Mädchen, die sich Männer, und Frauen, die sich Kinder wünschen, Gebärende, Seeleute, Schiffer, Flößer, Schiffsbauer und Fährleute, Kaufleute, Müller, Bäcker, Metzger, Schneider, Weber, Reisende, Gefangene, Advokaten, Notare, Pfandleiher, Küfner, Wein- und Kornhändler, Eigentümer und Bettler. Wahrscheinlich wegen seiner Hilfe für [eigentlich ja nur unschuldig!] Gefangene haben wohl auch die Diebe den heiligen Nikolaus zu ihrem Patron erkoren. Auf dem Oberarm eines 1933 in Köln Inhaftierten war die Bitte tätowiert: Heiliger Nikolaus, schütze uns vor Polizei und Arbeitshaus! Ob dies ein individueller Einfall oder eine gruppenspezifische Anschauung war, blieb bis heute ungeklärt. Die Rettung, die Nikolaus gewährt, scheint mancherorts mit seiner Kirche verbunden zu sein. In Rom ist die älteste Nikolauskirche - San Nicola in Carcere - Gefängniskirche gewesen. Sie besaß das päpstliche Privileg, jedes Jahr zum Nikolausfest einen zum Tode Verurteilten zu begnadigen. Eine Nikolauskirche war auch in Leipzig Ausgangsort für Frieden und Tyranneibeseitigung. Die ungeheure Popularität des heiligen Nikolaus kann man ermessen, wenn man sich die Orte ansieht, die nach ihm benannt worden sind. Zunächst sind es die Orte resp. Ortsteile, deren Namen mit ?Klaus...? beginnen, wobei in jeweils geklärt werden müsste, ob der Ortsname auf den heiligen Nikolaus oder einen Klausner und seine Klause zurückgeht; dann natürlich auch die mit Nikolaus benannten Orte: 88260 Argenbühl-Klaus, 83224 Grassau-Klaus (Chiemgau), 83346 Bergen-Klaus (Chiemgau), 52385 Nideggen-Klaus (Eifel), 83527 Kirchdorf-Klaus, Gemeinde Fürholzen bei der Stadt Dorfen, 84427 St. Wolfgang-Klaus, Gemeinde Jeßling bei der Stadt Dorfen, 04618 Klausa, 91459 Mart Erlbach-Klausaurach, 91282 Betzenstein-Klausberg, 94491 Hengersberg-Klausberg, 67808 Steinbach-Klausberg Waldhaus (am Donnersberg), 23769 Bannesdorf-Klausdorf (auf Fehmarn), 14929 Klausdorf bei Jüterbog, 18445 Klausdorf bei Stralsund, 15838 Klausdorf bei Zossen (bei Berlin), 24147 Klausdorf (Schwentine), 95704 Pullenreuth-Klausenhäusel, 95694 Mehlmeisel-Klausenhäul, 88524 Uttenweiler-Klausenhof, 88260 Argenbühl-Klausenhof, 87480 Weitnau-Klausenmühle, 87634 Obergünzburg-Klauser (Kreis Martoberdorf), 17268 Klaushagen, 485.. Nordhorn-Klausheide, 33161 Hövelhof-Klausheide, 49406 Eydelstedt-Klausheide (Kreis Grafschaft Diepholz), 90579 Langenzenn-Klaushof, 23730 Altenkrempe-Klaushorst, 49406 Eydelstedt-Klausing, 24217 Höhndorf-Klauskamp (Holstein), 36151 Burghaun-Klausmarbach (Kreis Hünfeld), 86975 Bernbeuren-Klausmen, 95491 Ahorntal-Klausstein, 24797 Breiholz-Klaustal, 23775 Großenbrode-Klaustorf (Holstein). Eindeutiger noch sind die Ortsnamen, die auf den Namen Nikolaus zurückgehen: 88416 Steinhausen-Niklas (an der Rottum), 84189 Wurmsham-Niklashaag, 97956 Werbach-Niklashausen, 83739 Niklasreuth, 840.. Landshut-Nikola, 1.... Berlin-Nikolasee, 37077 Göttingen-Nikolausberg, 49681 Garrel-Nikolausdorf, 67317 Nikolaushof, 67317 Nikolaushof-Nikolauserhof,

Nikolaus von Myra

Völlig unbewiesen sind legendarische Angaben, wonach der heilige Nikolaus, nachmals Bischof von Myra in Lykien, um 270 in Patras als Kind wohlhabender Eltern geboren worden sein soll. Seine Teilnahme am Konzil von Nicäa ist mehr als zweifelhaft, sein Tod um 342 als Bischof von Myra ohne Beleg. Wissenschaftlich gesichert ist nur, dass es als wahrscheinlich gelten kann, dass es einen Bischof mit Namen Nikolaus in Myra gegeben hat, von dem zunächst in Myra, dann seitdem 4./5. Jahrhundert in der Ostkirche und spätestens seit dem 8./9. Jahrhundert in der Westkirche Wunderberichte umliefen und der kultisch verehrt wurde. Als Gedenktag gilt im Westen seit dem 8. Jahrhundert der 6. Dezember. Seit der Reliquientranslation von Myra nach Bari wurde der 9. Mai zum zweiten Nikolausgedenktag.

Nikolaus von Pinora/Sion

Abt von Sion, Bischof von Pinora, gestorben am 10. Dezember 564 in Lykien. Seine Lebensgeschichte wurde mit der des Nikolaus von Myra unentwirrbar verwoben.

Nikolaus-"Mutationen" > Weihnachtsmann

Nikolaus-Beförderungsmittel > Reittiere des heiligen Nikolaus

Nikolaus-Begleiter

Beim Einkehrbrauch wird der heilige Nikolaus nahezu immer von einer Figur begleitet, die als gezähmter Teufel oder „dienstverpflichteter” Höllengeist deutbar ist: oft ein in Ketten gelegter, geschwärzter Poltergeist, zu dessen Ausrüstung meist Rute und Sack oder Kiepe gehören. Bei der Inszenierung übernimmt diese Figur die Präsenz des Bösen, die jedoch Böses und Böse straft, aber sich fest in der Gewalt des Guten (= Hl. Nikolaus) befindet. Die Namen für diese Figur varieren. Relativ verbreitet ist der Name Knecht Ruprecht, rauer Knecht Ruprecht oder rauer Percht. Der letzte Begriff verweist einerseits auf den Teufel und andererseits auf die Entstehung des Namens Ruprecht. Teuflische Begriffe sind auch Düvel oder Bock oder der biblische Begriff Beelzebub. Bezeichnungen wie zum Beispiel Böser Klaus zeigen die Auflösung und kontraproduktive Inszenierung der Heiligenlegende. Andere Figuren sind mittelalterliche Allegorien, die menschliche Laster verkörpern, Bären, Esel, Böcke und die raue Perchta, die als domina perchta Hoffart, Völlerei und Unzucht verkörpert. Bezeichnungen für die Figuren sind: Knecht Ruprecht (im gesamten deutschsprachigen Raum), Ascheklas, Bullerklas, Klas Bur (Westfalen, Norddeutschland), Zwarter Piet, Pietermann, Swarte Piet (Niederlande), Pulterklas (Diethmarschen) Ruklas, Rupsack (Mecklenburg) Hans Muff (= der muffige Hans), Heiliger Mann, Düvel, Zink Muff, Zink Knatsch (Niederrhein), Belzebub, Pelzebock (Eifel und Mosel), Pelzebub (Baden), Pelznickel (Pfalz und Saar), Butz (Schwaben), Rumpelklas (Allgäu), Schmutzli, Düsseli (Schweiz), Semper, Klaubauf (Bayern), Krampus (Österreich), Schiachtperchten (Salzburger Land), Partl, Bartl (Kärnten, Steiermark), Leutfresser (Ostalpen), Père Fouttard (Frankreich), Hans Trapp (Pfalz), Biggesel, Böser Klaus, Einspeiber, Gangerln, Kläuse, Klosen, Busebrecht, Buzebercht, Kehraus, Klausmänneken, Klausenpicker, Klombsack, Spitzbartl, schwarz Käsperchen, Rollebuwe, Battenmänner, Bullkater, Dollochs, Erbsbär. Im Gurktal, Österreich, taucht der Nikolo mit dem Spitzbartel auf, der in schwarzer Maske mit Kuhglocke und einer Bucklkraxn (= Kiepe) erscheint. Die Buttmandeln, Treichler und peitschenschwingenden Geißelchlöpfer treiben in den Alpen ihre rauen Späße. Eine andere Interpretation will den heiligen Nikolaus in seiner Rolle als Schifferheiliger als christlichen Poseidon verstehen, als „Nachfolger” des griechischen Meeresgottes Poseidon (röm.: Neptun). Als „Meeresgott der Christen” habe Nikolaus ein Begleiter zugestanden, wie ihn Poseidon in seinem als Menschenschreck agierenden Sohn Triton gehabt habe. Knecht Ruprecht, der gezähmte Teufel, stehe in der Tradition des Triton. Eine weitere Auslegung sieht im Einkehrbrauch die christliche Einvernahme eines germanischen Wotankultes, siehe Wotan. Die neuere Forschung sieht alle Schreckensgestalten aus dem Reich des Bösen der civitas diaboli entstiegen und erklärt damit ihr Vorhandensein ohne Rückgriffe auf germanisches Brauchtum.

Nikolaus-Bruderschaften

Nikolaus-Bruderschaften entstanden in vielen Städten durch Kaufleute, Schiffer und verschiedene Handwerkerzünfte. Eine der ältesten scheint in Köln an der Nikolauskapelle in Sülz (heute Köln-Sülz) bestanden zu haben, die möglicherweise 1201 gegründet wurde. In der Stadt Köln entstanden später noch drei weitere Nikolaus-Bruderschaften. Am Festtag des Heiligen feierte man ein Fest und beschenkte Kinder und Dienerschaft.

Nikolaus-Fest

Seit dem 8./9. Jahrhundert wurde im Westen das Fest des heiligen Nikolaus am 6. Dezember -„Natalis S. Nicolai” -begangen (Nicolai hiemals, Niclastag, Nielsdag, niederl. Clawsdach, Klagesdach). Nach der Translatio der Gebeine des Heiligen nach Bari wurde zusätzlich der 9. Mai zum Gedächtnistag - Translatio S. Nicolai. Mit der Reform des kirchlichen Festkalenders 1969 fiel die weltweite Verpflichtung zur Feier eines Gedächtnistages für den heiligen Nikolaus fort. Dem kultischliturgischen Stellenwert des Heiligen, dessen Verehrung vom 12. bis zum 16. Jahrhundert unvergleich blühte, entsprechen kaum überschaubare Auswirkungen auf das volksfromme Brauchtum, aber auch Ausformungen von Bruderschaften, Wallfahrten, Reliquienverehrung und eine unschätzbare Anzahl bildlicher und plastischer Darstellungen. Der hohe liturgische Rang des Nikolaustages hatte profane Folgen: Was innerlich wirksam war, sollte äußerlich auch erlebbar sein. Die Festtagsküche stellte darum durch ihre Produkte sinnlich unter Beweis, welche übersinnlichen Qualitäten der jeweilige Festtag hatte. Produziert wurde für die Familie oder die Klostergemeinschaft, aber auch für das Gesinde, Verwandte, Besucher, Freunde, Gäste, Bettelnde und Heischende. Das liturgische Fest weitete sich aus zu einem Gesamterlebnis, wurde ganzheitlich erfahrbar. Alles, was heute in der Advent- und Weihnachtszeit und darüber (erheblich) hinaus an Speisen und Gebäck angeboten wird, hat seinen Ursprung im Weihnachts- und Nikolausfest und kam deshalb nur an diesen Tagen selbst auf den Tisch. In ganz früher Zeit, als die Adventzeit noch strenge Fastenzeit war, war der Nikolaustag ein unvergessliches Erlebnis: Traditionell war der Nikolaustag Schlachttag und - wo gehobelt wird, fallen Späne - bot Wellfleisch und Würste, Suppen und Reste, wo sonst nur Brei und Rosenkranz den Tag erhellten. Bekanntlich kam uns die Erfahrung „des Habens als hätte man nicht” mit der Erfindung des Tiefkühlens abhanden.

Nikolaus-Gebäck

Als typisches Nikolausgebäck gelten Weckmänner aus Hefe- oder Mürbeteig, Klasenvögel und Klasenringe (= Hefegebäck in Vogel- oder Kringelform) und natürlich das ganze Spektrum des Adventgebäcks.

Nikolaus-Manna > Oleum Sancti Nicolai

Nikolaus-Märkte

Am Fest des Heiligen wurde mancherorts Markt gehalten, der dann Nikolaus-Markt hieß.

Nikolaus-Schiff

Schiffchensetzen wurde der mindestens seit dem 15. Jahrhundert bekannte Brauch genannt, aus Papier oder anderem Material Nikolaus-Schiffchen oder Nikolaus-Schiffe zu basteln, in die der Heilige seine Gaben legen sollte. Hintergrund für diesen Brauch dürfte das Schifferpatronat des Heiligen sein. Das Nikolaus-Schiffchen wurde später durch den Stiefel, Schuh und Strumpf und dann den Gabenteller abgelöst.

Nikolaus-Spiele

Ausgehend von der Dramatisierung der Passions- und Ostererzählung hat es für viele Ereignisse des Kirchenjahres geistliche Schauspiele gegeben. Inszenierungen aus dem Leben der Heiligen gehörten zur pastoralen Vergegenwärtigung. Für das Nikolaus-Fest sind zahlreiche solcher Schauspiele erhalten. Im 17. und 18. Jahrhundert, als Gegenbewegung zur Reformation, wurden die geistlichen Spiele als Mittel der Katechese intensiviert. Geistliche Spiele waren wahrscheinlich Vorlage für das ludus episcopi puerorum, dieses wiederum Ideengeber für den Einkehrbrauch.

Nikolausfalle

Als „Nikolausfalle” wird die fragliche pädagogische Logik des Nikolaus im Struwwelpeter von 1845 des Arztes Heinrich Hoffmann bezeichnet. Dieser Nikolaus droht denen Strafe an, die den unverschuldet „kohlpechrabenschwarzen” Mohren nicht unbehelligt lassen. Die makabre Begründung lautet: Was könne der Mohr denn dafür, „dass er so weiß nicht ist wie ihr?” Die Strafe für „böse Buben”: Sie werden noch „viel schwärzer” gemacht und teilen darum intensiv und selbstverschuldet das Schicksal des Verspotteten. Und die (klein-) bürgerliche „Moral”: Wer den Mohren verspottet, wird zum „Obermohren”. Der Spott trifft den Spötter umso härter. Das Fatale dieser Argumentation, die als „Nikolausfalle” bezeichnet wird: Das Verbot, Andersartige zu verspotten, wird durch die angedrohte Strafe außer Kraft gesetzt!

Nikolauslaufen

Heischebrauch in der Region Bremen. Verkleidete Kinder besuchen die Häuser, singen Adventlieder und sagen ein Weihnachtsgedicht auf. Sie erwarten dafür Äpfel, Kuchen und Süßigkeiten.

Nikolauslegenden

Bemerkenswert und geradezu eine hagiographische Gesetzmäßigkeit ist der Umstand, dass, je mehr eine historische Person im Dunkel der Vergangenheit historische Präzision verliert, sie ein Profil im Legendarischen erst entfaltet. Der Fortfall konkreter historischer Bezüge scheint geradezu der Nährboden der Legende zu sein. Die verschlungenen Stränge der legendarischen Überlieferung des heiligen Nikolaus sind so außerordentlich kompliziert miteinander verknüpft, dass sie nur von geschulten Experten entwirrt werden können. Ältester schriftlicher Beleg für die Verehrung des Bischofs von Myra ist die Stratelatenlegende, die sogenannte praxis de stratelatis, die Legende von der wunderbaren Rettung dreier Feldherren vor dem Tode. Diese „Keimzelle der Nikolauslegende” (Werner Mezger), die die Handlung zu Lebzeiten des Heiligen ansetzt, spielt zu Zeiten des Kaisers Konstantin (306 - 337), der mit der „Konstantinischen Wende” die Ära des Christentums im Römischen Reich eröffnete. Die älteste erhaltene Aufzeichnung der Legende wird in die Zeit zwischen 460 und 580 datiert; es ist natürlich keineswegs ausgeschlossen, dass noch eine ältere Fassung entdeckt werden könnte. Die Stratelatenlegende, ältester Kern der bald weltumspannenden Nikolausverehrung, hatte im Altertum ein solch hohen Stellenwert, dass von ihr heute noch mehr als fünfzig verschiedene Handschriften erhalten sind. Die älteste bekannte Biographie des heiligen Nikolaus, die „Vita per Michaelem”, scheint zwischen 750 und 850 in Konstantinopel entstanden zu sein. Sie wurde zur Vorlage für die nur wenig jüngere Biographie des „Methodius ad Theodorum”, die in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert wird. Der hagiographische Befund zum heiligen Nikolaus wäre durchschaubar geblieben, hätte es nicht einen zweiten Nikolaos gegeben, den Archimandriten (griech. Abt) des Klosters von Sion und späteren Bischof von Pinora, dessen Vita etwa zur Zeit der Entstehung der Stratelatenlegende entstanden ist. Von ihm wissen wir, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit am 10. Dezember 564 in Lykien gestorben ist. Die Namensgleichheit und wohl auch der Tod in einer Landschaft, in der auch der Bischof von Myra gewirkt hat, haben dazu geführt, dass die Lebensbeschreibungen des Abtes Nikolaos und des Myrensischen Bischofs Nikolaos miteinander verschmolzen: Simeon Metaphrastes, der in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts arbeitete, führte die Stratelatenlegende mit der Vita des Myrensers zusammen, fügte aber - und das war eben sein Irrtum - Begebenheiten aus dem Leben des Archimandriten Nikolaus hinzu. Diese kompilierte Vita war die Vorlage für alle folgenden Lebensbeschreibungen. Wie im Osten so scheint auch im Westen die Stratelatenlegende Auslöser und Kern der Nikolauslegenden und Nikolausverehrung zu sein. In einem Reichenauer Codex aus der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts taucht die „praxis de stratelatis” erstmals auf weströmischen Boden auf. Nur wenig später, zwischen 840 und 854, findet sich die Legende etwas gekürzt im Martyrologium des Abtes und nachmaligen Mainzer Erzbischofs Hrabanus Maurus wieder. Wie im Osten so folgt im Westen die Nikolaus-Biographie seiner Legende nach. Zwei griechische Biographien haben vor allem als Vorlagen gedient: die Vita des Simeon Metaphrastes und die Schrift des „Methodius ad Theodorum”. Nachweisbar ist um 880 die in Neapel verfasste „Vita s. Nicolai episcopi” von Johannes Diaconus, die wohl älteste Nikolausbiographie in lateinischer Sprache. Während sich Johannes Diaconus wesentlich auf den Text des Methodius stützt, übernahmen jüngere lateinische Autoren ihren Stoff von Simeon Metaphrastes. Auf diese Weise verschmolzen auch im Westen die historischen Personen des Nikolaus von Myra und des Abtes Nikolaus von Sion zur heute noch bekannten fiktiven Nikolausgestalt. Im Hochmittelalter entstanden allmählich auch volkstümliche und volkssprachliche Nikolaus-Lebensbeschreibungen. Die älteste bekannte Vita stammt von dem Anglo-Normannen Robert Wace. Mit seinem Text „St. Nicholas” fußt er auf Johannes Diaconus und somit auf Methodius, aber auch noch auf zusätzlichen, möglicherweise mündlichen Quellen. Diese altfranzösische Vita existiert auch noch in Form einer jüngeren mittelenglischen Variante. Die erste deutsche Nikolausbiographie kann für das 13. Jahrhundert nachgewiesen werden. Leider ist der Text in Form eines Gedichtes in hoher sprachlicher Qualität nur fragmentarisch erhalten. Den „Renner” unter den Nikolaus-Viten im lateinischen Abendland schrieb in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Dominikaner Jacobus de Voragine, späterer Erzbischof von Genua. Seine berühmte „Legenda Aurea”, zuerst lateinisch abgefasst, ordnet die Heiligen nach dem Kirchenjahr an und behandelt den heiligen Nikolaus gleich nach dem heiligen Andreas. In zahlreichen Handschriften und ab dem Ende des 15. Jahrhunderts auch im Buchdruck trat die Legenda aurea einen unvergleichlichen Siegeszug an, der bis in das 20. Jahrhundert anhielt. Die Popularität des heiligen Nikolaus im Hoch- und Spätmittelalter, aber auch die Nachwirkungen bis in unsere Zeit haben ihre Quelle in diesem sensationell erfolgreichen Buch, dessen Texte sich im Laufe der Jahrhunderte durch Ergänzungen beachtlich ausweitete: Aus den 170 Texten im 13. Jahrhunderts waren 1470 bereits 448 Texte geworden. Auf der Textvorlage des Genueser Erzbischofs wiederum basiert das kurz vor 1300 vollendete sogenannte „Passional”, mit cirka 110.000 Versen die bedeutendste Legendensammlung des Mittelalters. Nikolaus ist in dieser Textsammlung im dritten Buch nicht nur an die erste Stelle von 75 behandelten Heiligen der 66.400 Verse umfassenden „Legenda sanctorum” gerückt: Mit etwa 1.780 Versen ist das Kapitel von „Sante Nicolao einem bischove” doppelt so lang wie anderen Texte im Durchschnitt sind. Die frühen Buchdrucke, die vor 1500 entstandenen Inkunabeln, sind nicht nur typografisch aufwendig gestaltet, sondern auch reich bebildert. Die populärste Vitensammlung, heute als „Der Heiligen Leben” bezeichnet, erstmals 1471/1472 in Augsburg ediert, enthält für jeden Heiligen einen Holzschnitt. Das 1488 in Nürnberg edierte Buch von Anton Koberger, eine der aufwendigsten Inkunabeln, präsentiert für Nikolaus einen zweiteiligen - meist sogar handkolorierten - Holzschnitt. Dargestellt werden die Ausstattung der drei Jungfrauen mit Gold und die Erwählung von Nikolaus zum Bischof, mit Heiligennimbus, Mitra und Chormantel, bei der Jungfrauenlegende zusätzlich mit Bischofsstab dargestellt. Durch seine Tat erweist sich Nikolaus schon vor seiner Bischofswahl als dem Bischofsamte würdig und wird deshalb als heiliger Bischof wiedererkennbar selbst in „vorbischöflicher” Zeit gezeigt. Die wichtigste Innovation des lateinischen Abendlandes hinsichtlich der Weiterentwicklung der Grundlegenden des heiligen Nikolaus ist die Wundererzählung von der Auferweckung der getöteten Schüler. Die älteste Fassung dieser Sekundärlegende liegt im 12. Jahrhunderts in dramatisierter Form in der Hildesheimer Handschrift „Liber sancti Godehardi” vor; eine der ältesten epischen Fassungen bietet der schon genannte Robert Wace mit seinem „St. Nicholas”. Weil sich die Schülerlegende schon vor 1200 im nordfranzösischen Bereich finden lässt, aber eine Generation später in der südlich der Alpen verfassten „Legende aurea” und anderen südeuropäischen Nikolausbiographien nicht vorkommt, vermutet die Forschung die Entstehung dieser Schülerlegende in Nordfrankreich. Die Schülerlegende ergänzt nicht nur die im Mittelmeerraum entstandenen Legenden, sondern prägt den Typ von Nikolaus, der als himmlischer Kinderfreund und Gabenbringer in zahlreichen zeitabhängigen Metamorphosen bis in die Gegenwart fortlebt. Kult, Hagiographie, Ikonographie und Brauchentwicklung erfuhren von hier eine nach wie vor ungebrochene Vitalität, die sich im Gegensatz zur in Frage gestellten kanonischen Unantastbarkeit erhalten hat.

Nikolausschlachten

Wegen der Fastenzeit konnte dem an Nikolaus üblichen Schlachten (vgl. Martinsschlachten) der Fleischverzehr nicht folgen. Das Fleisch musste eingepökelt werden. Dieser Vorgang war Anregung der Sekundärlegende von den drei Knaben im Pökelfass, die durch den heiligen Nikolaus wieder zu Leben erweckt wurden, vgl. Nikolauslegenden. Nachweisbar existiert diese Nikolaus-Legende im nordfranzösischen Raum seit dem 12. Jahrhundert.

Nikolo > Nikolaos

Nikoläuse, Kleine

So nannte man die jeweils zwei Jungen, die früher als Poltergeister durch die Dörfer in Südwestdeutschland liefen. Gelegentlich wurden sie von Erwachsenen zu „pädagogischen Zwecken” ins Haus gerufen, wussten doch die Altersgenossen eher über die Vergehen ihrer Altersgenossen Bescheid als die Eltern.

Noel Baba > Nikolaos

Nüsse

Nüsse eignen sich nicht nur als lagerfähiges Nahrungsmittel für die Winterzeit, sie sind - roh oder verbacken - ein nahrhaftes und begehrtes „Schmankerl” oder „Lekkerchen”. In der Symbolik gelten sie als Zeichen für Gottes unerforschlichen Ratschluss: Gegenwart und Zukunft geben uns - bildlich gesprochen - manche Nuss zu knacken. Entsprechend formuliert der Volksmund: Gott gibt die Nüsse, aber er knackt sie nicht auf. Früher wurden Nüsse auf einen Faden gezogen und in den Weihnachtsbaum gehangen. Besonders vergoldete Nüsse zeigen an, dass das Leben zwei Seiten hat: den im Innern verborgenen Kern und das strahlende Äußere. Im Gebäck zeigen Nüsse den Reichtum göttlicher Gnade an. Viele Weihnachtsorakel sind mit Nüssen verbunden, den „prophetischen Nüssen”: In Schlesien bekam jeder nach dem Weihnachtsessen vier Nüsse überreicht. Jede Nuss symbolisierte eine Jahreszeit. Taube Nüsse kündigten Missgeschick und Unglück an. In Bayern war es ähnlich: Mit zwölf Haselnüssen bezog sich die „Vorhersage” allerdings auf die zwölf Monate des Jahres.