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Sack, in den Sack stecken

Beim Einkehrbrauch des heiligen Nikolaus besteht eine - pädagogisch wenig kluge (vgl. Nikolausfalle) - Variante darin, den „bösen” Kindern zu drohen, Hans Muff werde sie in den Sack stecken. Der Sack, den der Nikolaus-Begleiter mit sich trägt, hat demnach zwei Funktionen: Er transportiert zum Besuch hin die Geschenke für die „guten” Kinder und nach dem Besuch die „bösen” Kinder ab. In bildlichen Darstellungen war dieser Abtransport von Kindern im Sack gegenwärtig. Mit dieser Drohung nahm das Brauchtum ein sehr viel älteres Bild auf: „Einen in den Sack stecken” im heutigen Sinne von z.B. „jemandem an körperlichen oder geistigen Kräften überlegen sein” hat ihren Ursprung in einer besonderen Form von Ringkämpfen, die im 16. Jahrhundert noch üblich waren, bei denen der Besiegte wirklich in den Sack gestoßen oder gesteckt wurde. Literarisch lässt sich das realistische in-den-Sack-stecken gleich mehrfach belegen: In einem alten Lügenmärchen heißt es: „Er liuget, er saehe ûf einer wise, daz ein getwerc (Zwerg) unde ein rise die rungen einen halben tac. Do nam daz getwerc einen sac, da stiez ez den risen in.” Ein Volkslied von 1400 formuliert: „Und wer den andern übermag, Der schieb in fürbaß in den Sack.” Das „In-den-Sack-stecken” spielt auch in vielen Volkserzählungen, insbesondere Märchen, eine Rolle: Der Geisterbanner steckt den Geist in einen Sack; der Meisterdieb zeigt seine Geschicklichkeit, indem er Pfarrer und Küster in seinen Sack lockt, ebenso beweist das Bürle (Brüder Grimm) seine List, indem es sich durch einen leichtgläubigen Wanderer aus dem Sack befreien lässt. Das gleiche gilt für den Bruder Lustig (Brüder Grimm), der alles in seinen Sack springen lässt. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann auch der schweizerische Familiennamen des 15. Jahrhunderts »Springinsack« mit dieser Kampfart in Verbindung gebracht werden. Die Redewendung ist auch im 17. Jahrhundert, als die Katholische Reform und mit ihr der Einkehrbrauch Fuß fasste, noch üblich. 1639 heißt es: „Wer den andern vermag, der steckt jhn in Sack”. Als Kaiser Maximilians II. (1564-66) sich nicht entscheiden konnte, ob sein Kriegsrat, ein wegen seiner Körpergröße und Stärke berühmter Ritter, oder ein vornehmer Spanier die Hand seiner natürlichen Tochter erhalten sollte, beschloss er, die Entscheidung durch einen Ringkampf herbeiführen zu lassen. Sieger sollte sein, wer den anderen in den Sack steckte. Als der Kriegsrat den Spanier in den Sack steckte, hatte er damit auch im übertragenen Sinne den Kaiser, die schöne Braut und die reiche Mitgift „im Sack”, denn Sack bedeutet oberdeutsch auch Tasche. Schon bei Agricola (1528) findet sich die Wendung: „Wer Meister wird, steckt den andern in den Sack”. Die Redewendung vom In-den-Sack-Stecken ist nicht im 17. Jahrhundert mit dem Nikolaus-Einkehrbrauch erstarrt, sondern lebt weiter. So hauen wir heute u.a. „in den Sack” usw.. Vgl. auch Kinderfresser.

Saint > Nikolaos

Saint Claus > Weihnachtsmann

Saint-Nicolas > Nikolaos

Saint-Nicolas-de-Port

Lothringischer Wallfahrtsort, südlich von Metz bei Nancy, an der Route Nationale 59 gelegen. Seit Ende des 12. Jahrhunderts der Nikolaus-Wallfahrtsort nördlich der Alpen, zu dem Hunderttausende pilgerten. Auslöser des Kultes war eine Fingerreliquie des Heiligen, die während bzw. nach seiner Übertragung nach Bari „erworben” wurde. Hier beteten sowohl Jean d'Arc wie 1477 der Lothringer Herzog René II., der anschließend das Heer des Burgunderkönigs Karl des Kühnen schlug. Der unbedeutende Marktflecken Port wurde in Saint-Nicolas-du-Port umbenannt.

Santa Claus > Weihnachtsmann

Santi Claus > Nikolaos

Santi Klaus > Nikolaos

Santiklaus > Nikolaos

Schenken

Während heutzutage das Schenken fast so etwas wie eine Pflicht, Statusverteidigung oder Selbstdarstellung sein kann, hatte das Schenken früher - wenigstens im Ansatz - Symbolcharakter: Den Armen schenkte man existentiell Notwendiges und - damit sie mitfeiern konnten - etwas zum Essen und Trinken. Der Kreis der Armen, für den oft vor dem eigentlichen Fest gesammelt wurde (Christkindl einläuten), wurde ab der Reformation um die evangelischen Kinder erweitert, deren Kinderbeschenktag zu Nikolaus damit entfallen sollte. Bis zur Reformation schenkten Erwachsene sich untereinander nichts, außer dass der Dienstherr verpflichtet war, seinen Dienstboten eine Kleinigkeit zu schenken. Das Beschenken der Erwachsenen untereinander begann erst mit dem Verständnis von Weihnachten als Familienfest. Als „norddeutschprotestantische Sitte” wird der Gabentisch am Heiligabend in einer bayerischen Chronik von 1860 bezeichnet, „welche nur in München, seit den Tagen der Königin Caroline eingeführt, in den höheren Ständen festen Fuß gewonnen hat”. Geschenke waren dabei manchmal symbolisch gemeint (vgl. Julklapp), aber immer etwas, was über die „Grundversorgung” mit Notwendigem hinausging, ein „superadditum”: ein Buch, Süßigkeiten oder Spiele. Das Geschenk sollte die Freude vermitteln, die der Festtag bot, der ein Ereignis der „Übernatur” (= supernaturalitas) feierte. Der qualitative, tiefergehende Sinn der Geschenke stand früher stärker vor Augen.

Schenktermine

Kinderbeschenktag war im frühen Mittelalter das Fest der Unschuldigen Kinder (28. Dezember). In dem Maße, wie der heilige Nikolaus populär und Patron der Schüler und Kinder wurde, verlagerte sich im 13. Jahrhundert der Kinderbeschenktag für Jungen auf den Festtag des heiligen Nikolaus (6. Dezember). Im 14. Jahrhundert ist der 6. Dezember als Geschenktermin allgemein üblich. Mancher-orts scheint parallel das Fest der heiligen Lucia (13. Dezember) zum Kinderbeschenktag für die Mädchen geworden zu sein. Um 1500 war Weihnachten als Schenktermin oder Kinderfest unbekannt. Die Reformation hat sowohl den heiligen Nikolaus als Gabenbringer als auch den 6. Dezember als Schenktermin bekämpft. Heilige als Mittler göttlicher Gnade waren nach reformatorischer Lehre überflüssig. Neuer Schenktermin - zunächst in protestantischen Gegenden, nach 1900 allmählich in ganz Deutschland flächendeckend - wurde Weihnachten (24./25. Dezember). (In Neuss am Rhein und in weiten Teilen des (damals fast flächendeckend katholischen) Rheinlandes wird um 1900 noch am Nikolaustag beschert). Gabenbringer wurde eine von Martin Luther propagierte Kunstfigur: das Christkind, die es aber als Nikolaus-Begleiter oder als Gabenbringer schon vorher gab. In den protestantischen Ländern ließ sich der Wandel von Nikolaus zum Christkind und damit vom 6. Auf den 24. Dezember nicht überall durchsetzen: Die Niederlanden hielten am alten Schenktermin und am heiligen Nikolaus fest. Der von ihnen nach Amerika importierte heilige Nikolaus mutierte dort zum Santa Claus und Father Christmas und wurde als Weihnachtsmann in Europa reimportiert.

Schiacht-perchten > Nikolaus-Begleiter

Schiffchensetzen > Nikolaus-Schiff

Schiffsallegorese

Die allegorische Deutung des Schiffs geht nicht nur auf die biblische Erzählung von der Stillung des Sturm auf dem See (Mt 8,18.23-27; Mk 4,35-41; Lk 8,22-25) zurück. Sie ist im Judentum (Arche Noah, Jona-Erzählung) ebenso bekannt wie in anderen antiken orientalischen Kulturen (vgl. z. B. den Gebrauch von Totenschiffen). Im 2. Jahrhundert setzt Tertullian Schiff und Kirche gleich. Seit dem 4. Jahrhundert findet diese Gleichsetzung allgemeine Verbreitung. Früheste christliche Schiffsdarstellungen finden sich auf Grabmälern des 3. und 4. Jahrhunderts. Diese Seelenschiffchen sind zu unterscheiden von den späteren Kirchenschiffen, die zwar auf den Hafen des Heils ausgerichtet, aber noch nicht angekommen, heilsgefährdet, zugleich aber auch heilssicher sind (vgl. Ursula-Schifflein). Zielhafen ist die „requies aeterna” (= ewige Ruhe), das himmlische Jerusalem, die „Stadt des großen Königs”, der Himmel. Der Aufbau der Kirche wird mit den Funktionen und der Besatzung eines Schiffs verglichen. Der Mastbaum wird mit dem Kreuz gleichgesetzt, der das Kirchenschiff über das Meer lenkt. Das Kreuz ist Siegeszeichen und Garant des Sieges der Kirche, einer Schicksalsgemeinschaft auf Leben und Tod. Der heilige Ambrosius sieht das Schiff der Kirche „mit den Segeln am Mastbaum des Kreuzes, die sich blähen im Sturmwind des heiligen Geistes”. Der Papst vergleicht Anfang des 3. Jahrhunderts das Kirchenwesen mit einem Schiff. Die Kirche als Schiff, das sogenannte Kirchenschiff, nimmt physische Gestalt an: Romanik, Gotik, Barock, Klassizismus, Neuromanik und Neugotik bilden die Längsachse der Kirchengebäude als Kirchenschiff aus. Ausgangspunkt hierfür ist die Belehrung des Volkes durch Christus vom Boot aus (Lk 5,3), die als Auftrag verstanden wurde, in der Kirche das Wort Gottes zu verkünden (so Beda Venerabilis). Das Kirchenschiff wird zur zweiten Arche des Heils mit dem Steuermann Christus, dem Windhauch des Heiligen Geistes, den Rudern der Weisheit, den Tauen der Jugend usw. Das Meer ist Bild für die Welt, die Gläubigen sind die Passagiere, die Segel symbolisieren die Liebe, der Glaube ist der Kompass. Die Gottesmutter Maria aber ist der Meerstern, vgl. „Meerstern, ich dich grüße”, „Ave, maris stella”. Geradezu programmatisch deutet Petrus Chrysologus die Fastenzeit als Schifffahrt auf die Freuden des Osterfestes durch die vorbereitenden Wochen enthaltsamen Lebens. Das Gegenmodell zum allegorischen Kirchen-Schiff ist das mittelalterliche Narrenschiff. - In Verbindung mit dem hl. Nikolaus deutet ein Schiff auf seine Legende, in der er Seeleute und Pilger auf dem Wasser rettet. Er wurde deshalb Patron der See- und Binnenschiffer, Brückenheiliger und fand sich in fast jedem Hafen als Plastik und in jeder Hafenstadt als Kirchenpatron.

Schimmel

Traditionsgemäß reitet der heilige Martin beim Martinszug auf einem Schimmel, obwohl die erste und authentische Martinsbiographie den Heiligen mit keinem Pferd oder gar Schimmel in Verbindung bringt. Der Heilige hat auch keine Nähe zu den „Schimmelreitern” Odin oder Wotan. Der Schimmel ist Attribut des Heiligen (wohl aufgrund von Offb 19, 11 - 14) so wie er Attribut des christlichen Kaisers war. Gegenüber dem Rappen symbolisiert der Schimmel das gute Prinzip, weshalb er auch von tugendhaften Menschen geritten wird. Aus dem gleichen Grund ist der Schimmel auch Reittier des heiligen Nikolaus.

Schlachtfest

Zu Martini verloren nicht nur Gänse ihr Leben. In manchen Gegenden war der 11. November der Beginn der Schlachtzeit, wurde der 11. November als Schlachtfest gefeiert. Der November galt als Schlacht- und Schmeermonat; November und Martini wurde als Speckmärten bezeichnet. Auch Nikolaus war Schlachttermin: Hier verloren die Schweine ihr Leben, die den Menschen in den nachfolgenden Wochen die Bäuche füllen sollten. Wenn früher auf einem Bauernhof ein Schwein oder ein Rind geschlachtet wurden, so war das nicht nur ein sachlicher Vorgang der Fleischbevorratung und -konservierung für die Winterzeit, sondern ein Ereignis, zu dem es für die Kinder sogar schulfrei gab. Alle - oft auch die Verwandten, Bekannten, Nachbarn - beteiligten sich an den Arbeiten. Am Abend wurde die gemeinsam erledigte Arbeit gefeiert: Wurstbrühe, Wellfleisch, Blut-, Leber- und Grützwürste, Speck, Tierfüße, Schweineohren und anderes wurden mit Sauerkraut, gedünsteten Äpfeln und - natürlich - mit Bier und Schnaps gereicht. Wer nicht mitfeiern konnte, dem schickte man eine Auswahl der Köstlichkeiten nach Hause. Neben Martini wurde in der Frühzeit auch zu Nikolaus geschlachtet. Während aber das Marti-nischlachten mehr Fleisch zum Sofortverzehr bot, weil es ein Termin noch vor der Fastenzeitschwelle war, verlangte das Nikolausschlachten auch Fastenverhalten, weshalb das Fleisch nahezu ausschließlich zum Einpökeln bestimmt war. Der Nikolaustag wurde deshalb kaum als Schlachtfest begangen, auch wenn man sich an diesem Tag weniger „fastenmäßig” ernährte. Beim Schlachtfest trifft man auf den Heischebrauch: Die Nachbarskinder zogen zu dem Haus, in dem ein Schlachtfest stattfand und sangen, bis sie mit Würsten belohnt wurden (daher: „um die Wurst singen”, „es geht um die Wurst” als Preis oder Gabe). - Ein ähnlicher Brauch ist das Wurststechen: Spaßeshalber schoben die jungen Burschen eine lange Holzstange durch das Küchenfenster und erprobten, ob sie in der Gunst der Hausleute standen. In diesem Fall hing an der Stange eine apetittlichpralle Wurst, im andern Fall ein mickriges Schweineschwänzchen o. ä.

Schmutzli > Nikolaus-Begleiter

schwarz Käsperchen > Nikolaus-Begleiter

Schülerbischofsspiel > ludus episcopi puerorum

Seelenfresser > Kinderfresser

Seelenschiffchen > Schiffsallegorese

Sin > Nikolaos

Sinta Class > Nikolaos

Sintaklas > Nikolaos

Sinte Claas > Nikolaus-Begleiter

Sinte Klaas > Nikolaos

Sinterklaas > Nikolaos

Sinterklasen > Nikolaos

Spekulatius

Dem Hausbesuch des heiligen Nikolaus beim Einkehrbrauch entspricht die bischöfliche Visitation (lat. visitatio = Besuch), bei der sich der Bischof durch eigenen Augenschein von der pastoralen Verhältnissen in einer Gemeinde überzeugt. Der Bischof tritt dabei als „Spekulator” (lat. speculari = spähen, sehen, gewahr werden; vgl. lat. speculum = Spiegel, Vorbild; vielleicht auch von lat. species artificiosa = kunstvolles Bildnis), Beobachter, auf und ist gleichzeitig Vorbild. Ein spezielles Gebildebrot, der Spekulatius, scheint seinen Namen deshalb zu haben, weil es meist den Bischof, der auch den Titel „Spekulator” (lat. „episcopus speculator”) trug, in repräsentativer Form, oft hoch zu Ross, wiedergab, vgl. frz. „pain d’epice”. Der Spekulatius ist ein Formgebäck aus dem holländischniederrheinischen Gebiet (in Abgrenzung von Gebildebrot, vgl. Weckmann), weil es durch die Benutzung von Modeln, in die der Teig hineingepresst wird, entsteht. Dargestellt werden der Heilige, Szenen der Legende und regionale Motive. Die Modeln aus Holz und Ton lassen sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Das möglicherweise zunächst nur in Verbindung mit dem Nikolausfest hergestellt Gebäck, wird seit Jahren auch zu St. Martin, im Advent und Weihnachten gereicht.

Spitzbartel > Nikolaus-Begleiter

Springerle

Dieses typische Adventgebäck kommt, im Gegensatz zum Spekulatius aus dem süddeutschen Raum. Das Springerle sieht wie zwei übereinandergesetzte Gebäckstückchen aus. Häufig wird ein Reiter (= Springer), aber auch Heilige oder Tiergestalten, wiedergegeben. Für die Herstellung werden Modeln benötigt.

Stab > Rute

Stratelatenlegelnde > Nikolauslegenden

Stratelatenwunder

Älteste Legende von Nikolaus im Osten und Westen. Diese Legende von der Rettung der drei Feldherren setzt die kultische Verehrung des heiligen Nikolaus.

Strohmichel > Nikolaos

Struwwelpeter

Für seine eigenen Kinder zeichnete der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann den 1845 erstmals im Druck erschienenen „Struwwelpeter”, der bis heute in zweistelliger Millionenauflage verbreitet wurde. Diese von zeitgemäß bürgerlicher Anpassungs- und Drohpädagogik gespeiste Bildgeschichte, greift zwar die Figur des Nikolaus (bereits nur noch am Namen und der roten Farbe des Mantels und der Zipfelmütze erkennbar) auf, füllt ihn inhaltlich aber völlig anders. Der „Niklas”, „bös und wild”, steckt Kinder in ein Tintenfass, statt - wie in der Legende - die toten Kinder aus dem Pökelfass zum Leben wiederzuerwecken. Der säkularisierte Nikolaus mit der phrygischen Mütze ist der Vorläufer des Weihnachtsmannes.

Swarte Piet > Nikolaus-Begleiter

Sünner-klas > Nikolaos