l

Lebensrute

Das Berühren (kindeln, pfeffern, pfitzeln, schlagen ... ) mit einer grünen Gerte, Rute, (Narren-)Pritsche, Pfefferlesrute ... ist eine alte Fruchtbarkeits- und Segensgeste. Übertragen wird die frische Kraft der Natur, bei der Fruchtbarkeit Segen bedeutet.

Lebkuchen

Der Honigkuchen der Antike wandelte sich zum „Lebekuoche” des Mittelalters. Er wurde im Mittelalter von einer eigenen Zunft, den Lebküchnern oder Lebzeltern (erste Erwähnung 1293 im schlesischen Schweidnitz), hergestellt wurde. Honig ersetzte in dieser Zeit den Zucker - raffinierten Zucker gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert! Die Klöster wurden Zentren der Lebkuchenbäckerei, weil das Gebäck als gesund, heilend, verdauungsfördernd und Appetit anregend galt und in der Fastenzeit genossen werden durfte. Verfeinert mit Nüssen, Mandeln oder Gewürzen oder versehen mit Heilkräutern - unter „Pfeffer” zusammenfasst wurden Anis, Ingwer, Kardamon, Koriander, Muskat, „Nägelein” (= Nelken), schwarzer Pfeffer, Zimt - wurde zu Lebkuchen zu Pfefferkuchen. In den Klosterküchen, die immer auch als Hostienbäckereien arbeiteten, entstand auch die Idee, Lebkuchenteig auf Oblaten zu backen, was dem Teig Halt und Schutz vor dem Austrocknen gab. Deutsche „Lebkuchen-Zentren” wurden Aachen, Braunschweig, Pulsnitz/Oberlausitz und Nürnberg, das auch heute noch „Lebkuchen-Metropole” ist. Vor dem 16. Jahrhundert wurde Lebkuchen vor dem Backen in Tonformen, später in Holz- oder Steinmodeln geformt. Solche Backformen gab es ebenfalls bereits in der Antike: Die ältesten bekannten stammen aus der Zeit um 2000 vor Christus und wurden im Königspalast von Mari in Mesopotamien gefunden. Die Bezeichnung „Lebkuchen” verleitet zu der Annahme, der „Lebens- oder Labekuchen” habe seinen Namen von „Leben” oder „Laben” erhalten. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Lebkuchen seinen Namen von lateinischen „libum” (= Fladen, Flachkuchen, Opferkuchen) ableitet. So wie beim ludus episcopi puerorum ein Rollentausch zwischen Schülern und Hierarchen vorgenommen wurde, gab es in der mittelalterlichen Adventzeit den Brauch, auch auf dem Bauernhof die Rollen zu tauschen: Aus den Mägden und Knechten wurden Herrschaften und umgekehrt bediente die Herrschaft. Zu diesem Zweck wurde ein würziger Fladenkuchen, der Lebkuchen, gebacken, der an alle Hausbewohner, an Gäste und Arme verteilt wurde.

Lebkuchenfrau > Lebkuchen

Lebkuchenmann > Lebkuchen

Leutfresser > Nikolaus-Begleiter

Lichterkläuse

Beim Nikolausbrauchtum in Küßnacht am Rigi/Innerschweiz treten sogenannte Iffeleträger auf, die in einem Umzug überdimensional große Fackeln in Form einer Mitra über ihren Köpfen durch die Straßen tragen. Sie werden auch Lichterkläuse genannt.

Liudger

Der Gründerbischof des Bistums Münster hat vor 800 in Billerbeck die erste Kirche nördlich der Alpen dem hl. Nikolaus geweiht.

Lucia

Die heilige Lucia (die Lichtvolle, von lat. lux = Licht) ist historisch belegt. Cirka 286 in Syrakus auf Sizilien geboren, starb sie etwa 304 als Märtyrerin unter Diokletian, weil sie keusch leben wollte und deshalb als Christin denunziert wurde. Bestattet wurde sie in einer frühchristlichen Katakombe, über die sich seit byzantinischer Zeit eine Kirche, S. Lucia, heute in der Neustadt von Syrakus gelegen, erhebt. Wo ihre Gebeine heute ruhen, ist umstritten, vor allem zwischen S. Geremia e Lucia in Venedig und dem Vinzenzkloster zu Metz in Frankreich. In Italien ist Lucia eine populäre Volksheilige, deren Lied „Santa Lucia” weit über Italien hinaus bekannt ist. Bis zur Gregorianischen Kalenderreform 1582 fiel der Festtag der hl. Lucia, der 13. Dezember, auf die Wintersonnwende, ein Lichtertag, da durch die ungenaue Jahresberechnungsmethode „der Kalender nachging”, d.h. am 13. Dezember war nach dem Sonnenjahr bereits der 25. Dezember. Bekanntlich kurierte Papst Gregor XIII. den Fehler dadurch, dass er 1582 einige Tage ausfallen ließ: Auf Donnerstag, den 4. Oktober folgte unmittelbar Freitag, der 15. Oktober. Nicht überall folgte man der „papistischen” Kalenderreform, so dass in protestantischen und orthodoxen Ländern die alten Zuordnungen zum Teil noch bis in unser Jahrhundert erhalten blieben. Weil der Lucientag somit - zumindest über Jahrhunderte - in der dunkelsten Nacht begangen wurde, verband sich die Heiligengestalt - vor allen Dingen in den Alpenländern - mit vorchristlichen Dämonengestalten. Die grausige Lucia trat in verschiedenen Gestalten auf: als Lutzelfrau, Lussibrud, Lucienbraut, Pudelmutter, Butzenlutz, Lucka oder Lucia. Als hässliche Gestalt furchteinflößend, bedrohte sie schlampige Mägde und ungezogene Kinder. Wer nach dem abendlichen Angelus noch aus dem Haus ging, konnte ihr Opfer werden. Lügnern schnitt sie die Zunge ab. In der Luciennacht war es streng verboten, Brot zu backen, zu spinnen oder zu nähen. Wer es trotzdem tat, musste mit der Rache der grausamen Lucia rechnen. In Österreich trat Lucia in Begleitung des Nikolaus als „Budelfrau” oder an ihrem Festtag als weißgekleidete „Lutscherl” auf, in anderen Gegenden auch als „Schnabelpercht”. Mancherorts bestraft Lucia nicht nur, sondern belohnt geordnete Verhältnisse mit kleinen Gaben. In Schweden wird die Luciennacht als Mittwinternacht gefeiert. Dort ist Lucia zur lichtertragenden Gabenbringerin geworden. Das älteste Mädchen einer Familie tritt am Morgen des 13., dem Lucienmorgen, in einem langen weißen Kleid auf, den Kopf mit einem Kranz aus Preiselbeeren geschmückt, in den brennende Kerzen gesteckt sind. Diese Lucia weckt alle Familienmitglieder und serviert ihnen das Frühstück ans Bett. In den Dörfern und Stadtteilen wird am Vorabend eine Lucienbraut gewählt. Während fast alle Anklänge an die grausige Lucia inzwischen untergegangen sind, hat sich aus dem alten Brauchtum das Lichtopfer erhalten, ursprünglich wohl eine Art Beschwörungsopfer. Nach einem Gottesdienst setzen Kinder in Fürstenfeldbruck selbstgebastelte Papierhäuschen, die von innen durch eine Kerze erleuchtet sind, auf einem Brettchen auf dem Fluß Amper aus. Der wohl erst seit dem 18. Jahrhundert bestehende Brauch (Lichterschwemmen) wurde ursprünglich von Erwachsenen ausgeübt. Der Lucientag war früher mit Losbrauchtum und Wetterorakeln verbunden. Z. B. trennten Mädchen am Gedenktag ein Stück Rinde einer Weide ab, ritzten ein Kreuzzeichen in den Stamm und banden die Rinde wieder fest. Wenn sie am 1. Januar die Stelle wieder enthüllten, suchten sie aus den veränderten Zeichen die Zukunft zu deuten. Vor allem im Burgenland säte man am 13. Dezember Weizen in einen mit Erde gefüllten Teller (Tellersaat, Luciaweizen, Lucienweizen). Wenn die Saat bis zum Heiligabend aufging, kündigte dies ein gutes Erntejahr an. Besonders Mutige wagten sich in der Luciennacht nach draußen, um den Lucienschein zu sehen, der die Zukunft deuten sollte. Wie Barbarazweige schneidet man am 13. Dezember Kirschzweige als Lucienzweige. Der Festtag der Lucia war im Mittelalter zeitweise und in verschiedenen Gebieten Kinderbeschenktag für Mädchen.

ludus episcopi puerorum

Das Kinderbischofspiel, Knabenbischofsspiel, Schülerbischofsspiel oder - in Klöstern - Kinderabtspiel, scheint ein uralter Brauch zu sein. Bereits 867/870, auf dem Konzil von Konstantinopel, wird das festum puerorum, festum stultorum oder fêtes des fous verboten. Ursprünglich wurde dieses Spiel am Tag der Unschuldigen Kinder (28. Dezember) als ein Narrenfest gefeiert, das möglicherweise in der Tradition orientalischer Narrenkönige, römischer Saturnalien und eventuell auch keltischer Tiervermummung stand. Weder das Verbot des Konzils von Konstantinopel, noch die Verbote der Konzilien von Basel oder Trient haben das „Spiel der umgekehrten Ordnung” abgeschafft. Im 11. Jahrhundert lässt sich das festum puerorum im Abendland, in Rouen, erstmals nachweisen und hält sich dort bis in das 18. Jahrhundert. Seit dem 13. Jahrhundert, mit der Popularität des Nikolaus als Schülerpatron, bürgert sich der 6. Dezember als Festauftakt ein, wobei die gesamte Feier entweder bis zum 28. Dezember dauert oder aber am 28. Dezember abschließend Feierlichkeiten stattfinden. Das eigentliche Spiel besteht daran, dass die Schüler an Kloster-, Stift- und Domschulen, mancherorts sogar die Kleriker selbst, einen „Abt” oder „Bischof” wählten, der ein pompöses Fest und pomphafte Umzüge durchführte. Mancherorts wurde bei diesen Feiern die Liturgie nicht ausgespart: In den Kirchen fanden Feiern unter Leitung des Kinderbischofs statt. Ausgestattet war der Knabenbischof wie ein Bischof: mit Chorkleidung, Mitra und Stab. Zum Teil oder aber für eine bestimmte Zeit galt auch die Regel, dass die eigentlichen Bischöfe den Anordnungen der Knabenbischöfe zu folgen hatten. Einige Volkskundler nehmen als Auslöser von Brauchtumsformen liturgische Festtagstexte an. Unter Hinweis auf das „Magnifikat”, in dem es heißt: „...er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen” (vgl. Lk 1, 52; Ez 21, 31; Ps 147, 6; Hiob 5, 11;12,19), wird ein Bezug zwischen dem Knabenbischofsspiel und dem Magnifikat hergestellt. Das Magnifikat ist jedoch kein typisches Gebet für das Fest der Unschuldigen Kinder. Mit der gleichen Berechtigung ließe sich verweisen auf Mt 23, 12: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden (vgl. Lk 14, 11; 18, 14). Es ist wahrscheinlicher, dass eines der Tagesgebete aus der Liturgie, die nur am Fest der Unschuldigen Kinder gebetet wurden, Auslöser waren. Vor der jüngsten Liturgiereform hieß es zum Beispiel im Introitus: „Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen, o Gott, verschaffst du dir Lob Deinen Feinden zum Trotz” (Ps 8, 2). Oder in der Oratio: „Gott, am heutigen Tage haben die Unschuldigen Kinder Dein Lob verkündet, ...”. Im Advent gab es im Mittelalter einen dem Knabenbischofsspiel vergleichbaren Brauch, dass an bestimmten Tagen die Knechte und Mägde das „Sagen” hatten und die Rolle der Herrschaft spielten, während diese die Rolle der Mägde und Knechte übernahm. Bei dieser Gelegenheit wurde ein würziger Fladenkuchen, der Lebkuchen, gebacken und verteilt. Auch Arme erhielten ihn als Geschenk.

Lärmbrauchtum

Begriffe wie Höllenspektakel oder Höllenlärm verweisen auf den Deutungszusammenhang, in den das Christentum den Lärm einordnete. In vorchristlicher Zeit sollte Lärm die Zauberkraft der Dämonen brechen. Dieser Aberglauben hat sich lange auch in christlicher Zeit erhalten. Erst später sind die inhaltlichen Ausdeutungen christlich interpretiert, die Formen aber beibehalten worden. Gepaart mit der Abwehr böser Geister tritt die Lust an gemeinschaftlich erzeugtem Lärm auf, der vielfach in strenger rhythmischer Ordnung erfolgt (z.B. bei Lärmumzügen), aber auch seine Freude am chaotischen Durcheinander haben kann. Klopfen und Klöpfeln, Trommeln und Rummeln (vgl. Rummeltopf), Peitschenknallen (Aperschnalzen) und Schießen, Feuerwerk und Musizieren, Singen und Glockenschellen (Schellenrühren) treten in diesem Zusammenhang auf. Die Raunächte bilden jahreszeitlich schwerpunktmäßig einen Hauptbereich des Lärmbrauchtums, vor allem zu Silvester, das heute durch kleine Feuerwerke eine Ergänzung gefunden hat. Lärminstrumente (Karfreitagsratschen) ersetzen an den Kartagen auch die Glocken. Lärm gehört auch zum Einkehrbrauchtum des hl. Nikolaus.